Noch zwei Wochen bis zur Bundestagswahl. Ein guter Anlass für die Torfabrikanten, um mal wieder über das eigene Spielfeld hinaus zu blicken. Der "Politische Abend" im Begegnungszentrum Wiebelhaus war gut besucht. Es wurde angeregt und inklusiv diskutiert - und natürlich auch selbst gewählt. Das Ergebnis der torfabrikalischen Probewahl brachte durchaus Überraschungen.

Das "Kanzlerduell" zwischen Olaf Scholz und Friedrich Merz bot den Anlass, politisch interessierte Torfabrikanten und ihre Freunde ins Begegnungszentrum Wiebelhaus einzuladen. Wie funktioniert das mit dem Wählen? Welche Themen sind Menschen mit Behinderungen besonders wichtig? Und: wen soll ich überhaupt wählen?
Letztere Frage musste jeder - das ist der Kern einer freien und geheimen Wahl - für sich selbst entscheiden. Und das konnten die Torfabrikanten in einem improvisierten Wahllokal tun. Als Hilfestellung diente dabei nicht nur eine angeregte Diskussion, sondern auch der Wahl-O-Mat. Unterstützung erhielten die Spielerinnen und Spieler bei der Beantwortung der Wahl-O-Mat-Thesen vom Trainerteam und einigen Gästen, die der Einladung der Torfabrik gefolgt waren: die Behindertenbeauftragten des Hochsauerlandkreises, Ferdi Lenze und Heinz Arenhövel, Konrad Schelle von der Behinderten-Interessen-Vertretung Meschede, Christa und Elmar Schulte sowie Christian Heidingsfelder vom Mescheder "Bündnis für Demokratie und Solidarität", Bürgermeister Christoph Weber und Ratsfrau Maria Gödde-Rötzmeier nahmen teil.
Nach einigen Informationen zur Bundestagswahl und rund ums Wählen ging es vor allem um jene Themen, die besonders Menschen mit Behinderungen betreffen und interessieren: eine gerechte Bezahlung in den Behindertenwerkstätten, ihre Chancen auf einen Wechsel in den ersten Arbeitsmarkt, die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und - ganz wichtig - die angespannte Situation in der Pflege, die manch Teilnehmende in durchaus drastischen Worten schilderten. "Wer von Euch glaubt, dass gleich im 'Kanzlerduell' diese Themen besprochen werden", fragte der moderierende Trainer in die Runde. Niemand zeigte auf - und alle behielten Recht. Von beiden Kanzlerkandidaten kam kein Wort zu Inklusion und Pflege und es wurde auch nicht danach gefragt. Eine aktuelle Umfrage der Aktion Mensch besagt: 67% der befragten Menschen mit Behinderungen haben die Sorge, dass ihre Themen immer weniger wichtig werden. Wohl nicht zu unrecht.
Nach dem Zustellen der Wahlbenachrichtigung durften die Teilnehmenden in der Wahlkabine ihr Wahlrecht ausüben und auf (fast) echten Stimmzetteln ihre Erst- und Zweitstimme abgeben. Schon vor dem Ende des "Kanzlerduells" wurde eine Wahlbeteiligung von 100% erreicht, so dass der eingesetzte Wahlvorstand das Ergebnis der Auszählung pünktlich nach dem 'Kanzlerduell' verkünden konnte.
Das Ergebnis: Die 25 Wahlberechtigten sorgten mit ihrer Abstimmung für ein Kopf-an-Kopf-Rennen der Kanzlerkandidaten: sowohl Olaf Scholz als auch Friedrich Merz konnten je 9 Stimmen (36%) auf sich vereinen. Über das Ergebnis der Erststimmen dürfte sich der Wahlkreisabgeordnete Dirk Wiese (SPD) freuen. Er obsiegte im Hochsauerlandkreis denkbar knapp gegen den Kanzlerkandidaten Friedrich Merz mit 9 zu 8 Stimmen (36% zu 32%).