Vor dem Saisonfinale stand die Torfabrik Meschede auf dem letzten Tabellenplatz und mit dem Rücken zur Wand. Nun brauchte es im heimischen Dünnefeldstadion nicht weniger als ein Fußballwunder. Die Torfabrikanten gaben alles und erreichten mit einer großartigen kämpferischen Leistung den nicht mehr für möglich gehaltenen Klassenerhalt. Ein denkwürdiger Tag, der als "Das Wunder vom Dünnefeld" in die Geschichtsbücher eingehen wird.
Die Ausgangslage
Pech und spielerische Missgeschicke führten dazu, dass sich die Torfabrik vor dem entscheidenden Saisonfinale auf dem letzten Tabellenplatz wiederfand. Lediglich zwei Siege aus acht Begenungen standen zu Buche und der Abstand zum rettenden 6.Tabellenplatz betrug bereits vier Punkte. Der Druck vor dem Saisonfinale mit sechs austehenden Duellen war riesengroß. Ein Fußballwunder musste her. Seit Wochen lag der Fokus der Torfabrikanten auf dem "High Noon" im Dünnefeldstadion. Dabei wurden in der Vorbereitung alle Register gezogen - nicht nur im Training, sondern auch in Videoanalysen und Einzelgesprächen. Jeder war bereit sein letztes Hemd zu geben. Auf den Platz trat eine Mannschaft am Rande der Tollwut.
Torfabrik Meschede - Ledder Werkstätten 2:0
Direkt im ersten Spiel wartete der Angstgegner aus Ledde, der sein Tor stets gut zu vernageln pflegt. Die Torfabrikanten präsentierten sich von Beginn an wild entschlossen und zeigten deutlich, dass sie um die Bedeutung der Auftaktpartie wussten. Obwohl die ersten guten Einschussmöglichkeiten gewohnheitsmäßig vergeben wurden, machte die Torfabrik weiterhin Druck. Das aggressive Pressing führte dazu, dass schließlich Albano Eckardt erfolgreich attackierte und sein Team mit dem abgestaubten und verdienten 1:0 belohnte. In der Folge verlor die Mannschaft dann die Ordnung und Ledde kam zu einigen guten Aktionen vor dem Mescheder Tor, in dem an diesem Tag jedoch ein blendend aufgelegter Peter Mevi stand. Der Torfabrik gelang es, die Konzentration wieder hochzufahren und setzte nun immer wieder zu gefährlichen Kontern an. In der Schlussminute machte Matthias Dumke mit einer klasse Einzelleistung das 2:0 und den Sack endgültig zu. Der Grundstein war gelegt.
Torfabrik Meschede - Wittekindshof Bad Oeynhausen 2:2
Die Bedingung für das Fußballwunder war ein guter Start. Jetzt galt es im zweiten Spiel nachzulegen. Auch gegen den Wittekindshof legte die Torfabrik los wie die Feuerwehr und erspielte sich zahlreiche Chancen. Aus einem Eckball resultierte jedoch das überraschende 0:1 für den Gegner aus Ostwestfalen. Die Torfabrikanten warfen nun alles nach vorne. Binnen weniger Minuten drehte der überragende Matthias Dumke mit dem 1:1 und dem 2:1 die Partie und ließ Trainerteam, Ersatzbank und Fans ausflippen. War die Torfabrik wirklich noch in der Lage, den Klassenerhalt zu schaffen? In der Nachspielzeit bekam der Gegner dann noch eine letzte Ecke zugesprochen. Die Ecke kam flach in den Strafraum, Lehmann senst vorbei, Bastert fälscht ab. Eigentor in der letzten Sekunde. 2:2. Abpfiff. Totenstille.
Torfabrik Meschede - Blau-Weiß Aasee 1:0
Oft genug hatte die Torfabrik bereits ihren ausgeprägten Hang zu dramatischen Spielverläufen und tragischen Gegentoren nachgewiesen. Wie sollte man nach diesem Nackenschlag gegen den bärenstarken Tabellenzweiten aus Münster bestehen? Mit Kampf, Leidenschaft und einem taktischen Kniff, so lautete die Antwort. Direkt mit dem ersten Angriff tankte sich Peter Lehmann durch und scheiterte freistehend am Torwart der Blau-Weißen. Die Verteidigung stand bombensicher. In der Mitte räumte Abwehrchef Matthias Klauke alles aus dem Weg, links pflügte ein wildgewordener Daniel Möller den Rasen um, rechts haute sich Lars Klauke schonungslos in jeden Zweikampf. Die Torfabrik Meschede bot den Münsteranern einen großen Kampf. Auch Altmeister Peter Mevi lief zwischen den Pfosten zur Hochform auf. Einen weiten Abschlag von Mevi nahm schließlich Matthias Dumke auf, tankte sich rechts durch und brandfackelte den Ball quer durch den Strafraum zum lauernenden Rene Glomb, der eiskalt zum 1:0 einnetzte. Dass ein letzter gefährlicher Schuss der Blau-Weißen knapp am Torfabrik-Gehäuse vorbei strich, war das Glück, das man sich zuvor hart erarbeitet hatte. Eine echte Energieleistung und ein verdienter Sieg gegen den hohen Favoriten. Jetzt war spätestens auch dem Letzten klar: die Torfabrik kann es wirklich noch packen!
Torfabrik Meschede - Caritas Werkstätten Langenhorst 4:0
Im Juni unterlag die Torfabrik dem Team aus Langenhorst noch mit 1:4. Trotzdem spielten die Münsterländer ebenfalls eine eher durchwachsene Saison und konnten sich noch nicht endgültig aus dem Tabellenkeller verabschieden. Dieses Match wurde folglich nun für beide Mannschaften zum Schlüsselspiel. Und die Torfabrik ließ von Beginn an keinen Zweifel aufkommen, dass nur sie dieses Spiel gewinnen wird. Anpfiff, Anstoß, Dumke, Eckardt, Glomb, Tor! Die Torfabrikanten entfachten einen wahren Tornado und Albano Eckardt drückte eine Hereingabe von Rene Glomb zum 2:0 über die Linie. Auch beim 3:0 stand erneut Eckardt goldrichtig und staubte zur Vorentscheidung ab. Mit einem spektakulären Seitfallzieher erzielte Peter Lehmann ein echtes Traumtor zum 4:0-Endstand. Was für eine Leistung! Nun hatten es die Torfabrikanten wieder selbst in der Hand.
Torfabrik Meschede - Johannes-Busch-Haus Lüdenscheid 2:1
Ausgerechnet jetzt kam es zum prestigeträchtigen Duell mit dem ewigen Rivalen aus Lüdenscheid. Im Hinspiel siegte die Torfabrik mit 4:0, was bei Weitem nicht so deutlich war, wie es das Ergebnis vermuten lässt. Da sich die Torfabrik nun längst in einen rauschähnlichen Zustand gespielt hatte, wurde den Ergebnissen der Konkurrenz keinerlei Aufmerksamkeit mehr geschenkt. Die Mannschaft wusste nur: sie darf nicht verlieren - ein Sieg würde jedoch den Klassenerhalt bedeuten! Ausgerechnet im Sauerland-Derby sollte nun also die Entscheidung fallen. Beide Mannschaften gingen bis an ihre Grenzen und lieferten sich packende Zweikämpfe wie am Fließband. Das Spiel entwickelte sich zu einem echten Krimi, in dem Lüdenscheid durch einen platzierten Flachschuss mit 1:0 in Führung ging. Aber auch von diesem Rückstand zeigte sich die Torfabrik keinesfalls beeindruckt. Alle hatten längst den Tunnelblick. Mit ordentlich Schaum vor'm Mund rannte unser Team gegen die Lüdenscheider Abwehr an und ging hohes Risiko. Die Mescheder Zuschauer bekamen einen echten Fight geboten und unterstützten die Torfabrik nach Leibeskräften. Einen erneut akrobatischen Seitfallzieher von Peter Lehmann konnte der Lüdenscheider Keeper noch aus dem Winkel fischen, den Nachschuss aber prügelte Matthias Dumke entschlossen zum 1:1-Ausgleich über die Torlinie. Riesenjubel auf den Rängen! In der nächsten Szene wurde Sturmführer Dumke dann im Strafraum von hinten niedergestreckt. Elfmeter. Dumke, der Gefoulte, trat selbst an und hämmerte den Ball an den Pfosten! Der offene Schlagabtausch ging munter weiter. Ein Lüdenscheider stürmte mutterseelenalleine auf das Mescheder Tor zu, aber Peter Mevi rettete sein Team mit einem Wahnsinnsreflex! Im Gegenzug trieb wieder Dumke den Ball in den Strafraum der Lüdenscheider, ein Verteidiger packte die Sense aus, wieder Elfmeter! Diesmal übernahm Daniel Bastert die Verantwortung. Im zweiten Spiel mit einem unglücklichen Eigentor in der Nachspielzeit der große Unglücksrabe, zeigte Bastert, warum er der Kapitän dieser Mannschaft ist. Ein kurzer Anlauf, ein trockener Schuss, Tor! Tooor! Tooooor! 2:1 für die Torfabrik Meschede! Spätestens jetzt stand das Stadion Kopf, die Fans begleiteten die spannenden letzten Spielminuten mit lautstarken Anfeuerungsrufen. Die Torfabrik behielt kühlen Kopf, hielt den Ball vom eigenen Tor fern und brachte die Führung über die Zeit. Dann der Abpfiff. Riesige Jubelszenen spielten sich ab, Spieler und Fans lagen sich in den Armen. Die Torfabrik Meschede hat tatsächlich das Fußballwunder vollbracht! Ausgerechnet im Sauerland-Derby! Was für ein Kampf! Was für ein Erfolg!
Torfabrik Meschede - Westfalenfleiß Münster 3:0
Das letzte Spiel war somit nur noch eine Zugabe ohne entscheidende Bedeutung. Jeder im Stadion hätte zu diesem Zeitpunkt aber wohl sämtliches Hab und Gut auf einen weiteren Dreier unserer Mannschaft gesetzt. Und so kam es dann auch. Die Torfabrikanten schalteten auch in diesem Match sofort den Turbo ein und fiedelten Westfalenfleiß mit 3:0 ab. Besonders Allrounder Peter Lehmann wuchs in diesem Spiel über sich hinaus und vollstreckte bereits in der zweiten Spielminute überlegt zum 1:0. Das 2:0 erzielte Rene Glomb, der sich ebenfalls in Topform präsentierte und seine Gegner ein ums andere Mal schwindelig spielte. Jetzt gelang wirklich alles. Mit einem sehenswerten Schuss von der Mittellinie bezwang erneut Peter Lehmann den Münsteraner Keeper. 3:0. Aus und vorbei.
Am Ende wurde alles gut
"Fußballgott, hol' mich zu dir! Danach kann nichts mehr kommen", stammelte ein sichtlich mitgenommener Torfabrik-Trainer. Mehrfach kurz vor dem Infarkt, lag er nun in den Armen seiner Spieler und kassierte dabei die obligatorische Dusche. Die Siegerehrung nahm der Mescheder Bürgermeister Christoph Weber vor. Dabei konnte er den Torfabrikanten sogar noch den Pokal für den 3.Tabellenplatz überreichen. Aus einer beinahe aussichtslosen Situation hat sich die Torfabrik mit 5 Siegen und 1 Remis noch auf Platz 3 katapultiert. Überlegener Meister wurde das Team aus Minden, Vizemeister wurde Blau-Weiß Aasee. Beide Teams steigen damit auf und qualifizieren sich für die NRW-Meisterschaft am 8.Oktober. Den bitteren Gang in die Viertklassigkeit müssen der Wittekindshof Bad Oeynhausen und Westfalenfleiß Münster antreten.